Im September 2019 besuchte ich Koh Kret Island, eine kleine Insel im Fluss Chao Phraya in der Provinz Nonthaburi, nur 20 km von Bangkok entfernt. Die grüne Insel ist für ihren lebhaften Wochenmarkt bekannt. Entlang des etwa 5 km langen Rundwegs finden sich hunderte verschiedener Verkaufs- und Essensstände.
Hier entdeckte ich Luk Chup – eine süße Köstlichkeit, hergestellt aus Kokosmilch, Palmzucker, Gelierpulver, Wasser, Lebensmittelfarbe und gedämpftem Tua Tong (die gelben Kerne geschälter Mungobohnen).
Was auf den ersten Blick aussieht wie Miniaturausgaben von Früchten wie Chilis, Kirschen, Orangen oder Mangos, Karotten oder Erdbeeren, ist – ähnlich wie unsere Marzipanfrüchte – ein mit höchstem handwerklichem Geschick gefertiges Kunstprodukt und in Thailand hoch beliebtes Dessert.
Die damalige portugiesische Kolonialmacht brachte im 16. Jahrhundert das Rezept nach Thailand. Da es die in Portugal verwendeten Mandeln als Hauptzutat für Marzipan nicht gab, wurden
sie durch Mungobohnen ersetzt. Heutzutage kann man Luk Chup in jedem Dessertshop in Thailand kaufen, doch einstmals war diese Spezerei nur dem König, der königlichen Familie und den Bewohnern des Palastes vorbehalten.
Heute ist diese Leckerei nicht nur ein toller Blickfang auf jeder Party, sondern wird in Thailand immer noch zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Neujahr als Glückwunschdessert serviert.
Die Herstellung nimmt etwas Zeit in Anspruch. Die gedämpften Mungobohnen werden zermahlen und mit Zucker und Kokosmilch vermischt, so dass ein süßes Püree entsteht, das unter fleißigem Rühren bei niedriger Hitze gekocht wird. Ergebnis: eine geschmeidige, leicht formbare Paste.
Aus der lassen sich dann mit etwas Übung und unter Zuhilfenahme eines Spachtels oder Holzstäbchens Obst und Gemüse formen, um sie anschließend mit Hilfe eines Bambusspießes in Lebensmittelfarbe zu tauchen.
Zu guter Letzt werden die kleinen Kunstwerke in erhitztem Gelierpulver (Agar) gebadet, um ihnen ein strahlend glänzendes Aussehen zu verleihen.
Die farbenfrohe Pracht muss in der Verkaufstheke nicht lange auf Kunden warten, die gerne selbst mit der Zange zugreifen und ihre Auswahl treffen dürfen. Der Trick dabei: So landet meist sehr viel mehr in der Tüte als gedacht.