Ja, ich liebe Tee! Zuhause bitte ohne alles: weder Zucker noch Milch. Edler Darjeeling First Flush oder Chinesischer Oolong aus der vorgewärmten Tasse. Ganz anders ergeht es mir in Indien, wo Tee ganz generell wie überall in Asien einfach Chai heisst.
Anders als hierzulande, wo sich das Wort Chai für gewürzten Tee eingebürgert hat. Möchte man in Indien einen Gewürztee bestellen, heißt der dort Masala Chai.
Den trinke ich mit Vergnügen am liebsten auf der Straße, frisch aufgebrüht, kräftig gesüßt und möglichst mit frischer Wasserbüffelmilch. Die ist etwas fetter als unsere Kuhmilch und der Chai mit „streng geheim“ komponierter Gewürzmischung aromatisiert, dazu gehören in der Regel Ingwer, Zimt, Nelken, Kardamom und Muskatblüte (Macis).
Also hält man unterwegs Ausschau nach einem Chai Wallah (übersetzt: die Teeperson). Ob er sein Handwerk versteht, erschließt sich leicht: je zahlreicher die dampfenden Kessel und je größer die Traube von wartenden oder bereits dem Teegenuss hingegebenen Kunden, desto wahrscheinlicher, dass man es mit einem Könner seiner Zunft zu tun hat.
Chai Wallahs beliefern von ihrem Stand auf der Straße aus übrigens typischerweise auch alle möglichen Läden in der Nachbarschaft. Denn Chai ist in Indien ein wichtiges Ritual und darf bei keinem Geschäft fehlen.
Wo immer man als Kunde einen Laden betritt, um vielleicht nach Stoffen oder Saris Ausschau zu halten, wird man umgehend zu einem Glas heißen Chais eingeladen. Symbol der Gastfreundschaft!
Das Ritual der Herstellung des frischen Aufgusses beansprucht kaum mehr als zehn Minuten. Schwarzer Tee (gemahlene Teeblätter), Milch (wenn keine Wasserbüffelmilch verfügbar ist, tut es auch Kuhmilch), Zucker und Gewürze werden bei hoher Temperatur gekocht und dabei kräftig umgerührt.
Dann geht alles sehr schnell! Der dampfende Chai wird durch ein Tuch gefiltert und in einen Behälter gefüllt.
Aus diesem wird er dann in nicht allzu großen Bechern oder Gläsern ausgeschenkt. So dass es bei einem Glas meistenteils nicht bleibt!
Chai Masala: mit seiner aromatisch würzigen Süße ein alle Lebensgeister weckender Genuss. Tatsächlich sind die Ursprünge des Gewürztees eng verknüpft mit Ayurveda, der indischen Lehre vom Leben. Demnach dienen Gewürze in Speisen und Getränken dem körperlichen wie mentalen Wohlbefinden und werden auch gezielt zur Heilung eingesetzt.