Tee ist längst eins der weltweit verbreitetsten und beliebtesten, sowieso gesündesten Getränke. Drei Länder stehen für uralte, ursprüngliche Tee-Tradition und zählen zu den wichtigsten Anbau-Protagonisten: Indien, neuerdings auch Thailand, China sowieso.
Indien: Nilgiris, Tamil Nadu. Denkt man an indischen Tee, kommen einem sofort die berühmten Teegärten und Plantagen von Darjeeling oder Assam in den Sinn. Sie liegen ganz im Norden Indiens, am Fußedes Himalayas. Aber auch tief im heißen Süden Indiens gibt es zahlreiche hochgelegene Landschaften, wo Tee unter besten klimatischen Bedingungen angebaut wird.
Dorthin hat es mich gelockt. 1978 besuchte ich zum ersten Mal den bergigen Distrikt Nilgiris im Bundesstaat Tamil Nadu. Als Blue Mountains bekannt, waren die von Dschungel bewachsenen Berghänge das Reich von Tigern, wilden Büffeln und Elefanten. Im streng geschützten Madumalai National Park kann man das noch heute erleben.
Auch im angrenzenden Bundesstaat Karnataka und im Norden des benachbarten Kerala wird schwarzer Tee in Höhenlagen zwischen 800 und 2.000 Metern angebaut. Bewirtschaftet werden die Anbauflächen anders als die riesigen Plantagen in Assam von Kleinbauern und Kooperativen.
Die hier angebauten Provenienzen sind leicht aromatisch, kräftig, doch nicht nachbitternd. Sie ähneln denen aus der Central Province, dem Hochland Sri Lankas. Südindischer Tee gilt dank seines niedrigen Tannin-Gehalts als leicht bekömmlich …
... und wird vorwiegend für den heimischen Markt angebaut. Anders als die besonders edlen Darjeeling-Sorten, die Blatt für Blatt ausgewählt von Hand gepflückt werden, werden hier die Teeblätter mit einer Art Heckenschere geschnitten.
Danach werden die Blätter zum Welken und Trocknen in der Sonne ausgebreitet, anschließend zu schwarzem Tee fermentiert und entweder als Blätter oder Teepulver angeboten.
In Ooty – die größte Stadt in den Nilgiri Hills (zu Deutsch: Blaue Berge!) – lernte ich eine englische Familie kennen, die seit mehreren Generationen Tee-Plantagen bewirtschaftete. Damals war der alte britische Kolonial-Flair im streng reglementierten Country Club noch höchst lebendig!
Thailand: Doi Mae Salong, Chiang Rai. Ganz im Norden von Thailand an der streng bewachten Grenze zu Burma liegt das Tee-Anbaugebiet Doi Mae Salong. Hier wird hauptsächlich grüner Tee, Oolong Tee und schwarzer Tee angebaut. Bei meinem Besuch dort einige Jahre später, nämlich 2007, war die Nervosität im Grenzgebiet deutlich spürbar. Trotzdem faszinierten mich die Menschen mit ihrer Offenheit ebenso wie die bergigen Landschaften mit ihrer üppigen Flora.
Man muss wissen: Mitte der achtziger Jahre griff die thailändische Regierung mit Unterstützung des Militärs hart gegen den Opiumanbau und -handel im thailändischen Sektor des berühmt-berüchtigten Goldenen Dreiecks durch. Danach begannen die Yunnan-stämmigen Bewohner in Thailands Grenzregion zu Burma mit lokalen Teesorten zu experimentieren. Seit Jahrhunderten oder länger waren diese Sorten in Nordthailand heimisch.
Die Wurzeln des erfolgreichen Anbaus von Oolong Tee in Nordthailand stammen jedoch aus den etwa 3.000 km entfernten Wuyi Mountains, gelegen in einer chinesischen Provinz namens Fujian. Von dort wurden Pflanzen und Know-How Mitte des letzten Jahrhunderts zunächst in die Bergregionen von Formosa/Taiwan exportiert.
Gut dreißig Jahre später hielt beides in Thailand Einzug – genauer: nach Mae Salong in der nördlichen Provinz Chiang Rai, das heutige Santikhiri. Inzwischen gehören insbesondere die Oolong-Tees aus Nordthailand zu den besten der Welt.
Die Teepflanze ist eine immergrüne Pflanze, die zur Gattung der Kamelien gehört. Man nimmt an, dass der Ursprung der Teepflanze aus der südchinesischen Region Yunnan kommt. Zur Debatte unter Experten stehen aber auch Ursprungsländer wie Vietnam, Laos oder Kambodscha.
Wo und wann erstmals damit begonnen wurde, die Blätter der Pflanze zu ernten, um daraus Tee zu machen? Das wissen die Götter, wenngleich vieles dafür spricht, dass tatsächlich China die Wiege des Getränks war, und zwar schon vor ziemlich langer Zeit. Genaugenommen könnte es sich um mehrere tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung handeln.
Klar ist aber, wie der Prozess von statten geht: Die frisch gepflückten Teeblätter werden durch Oxidation bei Temperaturen zwischen 25 und 30 °C zum Fermentieren gebracht. Mittels Sonne und Luft zunächst, durch Trocknen und Welken wie hier auf der Straße ...
... und anschließendes Rollen mittels einer Rollmaschine, so dass der dabei austretende Saft die Fermentierung auslöst, wozu wiederum eine feuchte Umgebung erforderlich ist. Am Geruch und der Farbe des Teeblattes ist zu erkennen, wann der Prozess der Oxidation beendet ist.
China: Zhejiang, Hangzhou. Tee begleitet mich seit meinen ersten Indienreisen im Jahr 1971. Auf meinen späteren Chinareisen änderte der dort täglich genossene Tee mein Verständnis für das chinesische Nationalgetränk bis heute nachhaltig. Wie hier bei einer Tee-Zeremonie in Kunming, Hauptstadt der Provinz Yunnan, auch unter dem poetischen Namen Stadt des Frühlings bekannt, lernte ich, für diese Gabe der Natur dankbar zu sein.
Und ich besuchte dort auch die berühmten Tee-Anbaugebiete. Wie hier in der Provinz Zhejiang am Ostchinesischen Meer, nicht weit von der Metropole Hangzhou. Von da kommt einer der hochwertigsten Tees, der berühmte Drachentee, der Lung Ching, ein blumiger grüner Tee. Er gehört zu den sogenannten Top Ten Tees aus China.
Der original Lung Ching stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe Hangzhous und wird dort seit über 1.000 Jahren angebaut. Der Lung Ching ist ein gerösteter Tee (panfired Tea), der geschmacklich an geröstete Maronen erinnert.
Seine Teeblätter wachsen an steilen Hängen. Vor Ort sieht man Heerscharen von fleißigen Pflückerinnen, mir fiel das Lächeln auf, mit dem sie ihrer Arbeit nachgingen.
In unzähligen Kleinbetrieben werden die frisch geernteten Teeblätter verarbeitet. In einem Kessel, ähnlich einem beheizten Wok, werden die Blätter so lange mit der Hand gewendet, bis ihnen genügend Feuchtigkeit entzogen ist.
Grüner Tee wird nicht wie Oolong oder schwarzer Tee fermentiert. Durch das kurze starke Erhitzen auf 40 Grad wird das Verwelken der Blätter verhindert. So bleiben alle im Blatt befindlichen Wirkstoffe erhalten.
Dank seiner reichhaltigen Inhaltsstoffe zählt grüner Tee tatsächlich zu den wohl gesündesten Getränken der Welt.